Finanzwissen

Finanzen in Partnerschaften: Lass uns über Geld reden, Schatz!


11.04.20246 Min.

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Finanzen und Partnerschaft

Über Geld spricht man nicht! Wirklich? Bei vielen Paaren ist Finanzielles tatsächlich noch immer ein Tabuthema. Warum es wichtig ist, das zu ändern, und wie Sie damit am besten loslegen, erfahren Sie hier.

Jeder Dritte in Deutschland weiß nicht, was der/die eigene Partner:in verdient - so das Ergebnis einer aktuellen Umfrage zweier Vergleichsportale.¹ Details über die eigenen Wertanlagen oder das Geld auf der hohen Kante behalten sogar 50 Prozent der Herren und 46 Prozent der Damen lieber für sich. Woran könnte das liegen? Es scheint, als wäre über die eigene finanzielle Situation zu reden in Deutschlands Wohnzimmern immer noch unüblich. Die Gründe dafür können unterschiedlich sein. Bei vielen haben beispielweise die Eltern die lange Zeit traditionelle Rollenverteilung noch vorgelebt: Die Vaterfigur kümmert sich ganz klar ums Geld, der/die andere braucht sich damit nicht zu “belasten”. Das muss erst einmal aus den Köpfen der nachfolgenden Generationen heraus. In anderen Fällen ist es mangelndes Selbstvertrauen: Einer der Partner:innen meint, man habe zu wenig Ahnung von diesem “ganzen Finanzkram” und fragt daher lieber auch nicht nach. Bei den nächsten Paaren ist unterbewusst die Sorge zu groß, mit Finanzfragen die Romantik zu zerstören oder sogar Streit auszulösen. Und dann gibt es noch diejenigen, die sich nicht in die Karten schauen lassen möchten, um vermeintlich unabhängiger zu sein.

Auf den ersten Blick mag das alles nachvollziehbar sein. Auf den Zweiten aber nicht mehr. Denn mit wenigen anderen ist man schlichtweg finanziell so sehr verbunden ist wie mit dem/der eigenen Partner:in. Nur ein offener Umgang mit dem Thema Geld kann daher für Vertrauen in der finanziellen Beziehung und eine faire Basis für ein langes Miteinander sorgen.

Darum müssen Paare mehr über Geld reden:

  1.  Gemeinsame Pläne schmieden: Zunächst geht es schlichtweg um das gemeinsame Leben als Team. Wie soll man zusammen eine Zukunft planen, wenn man die finanzielle Grundlage dafür nicht kennt? Das beginnt bei alltäglichen Fragen. Wo soll die nächste Reise hingehen? Welches Auto können und wollen wir uns leisten? Gehen wir heute Abend essen oder sollen wir lieber zu Hause kochen? „Wer nicht weiß, wie viel zur Verfügung steht, kann schlecht planen und überhaupt nicht beurteilen, wie viel ausgegeben werden darf und ob man noch im Budget liegt“, sagt Claudia Müller, Chefin des Female Finance Forum, in einem Interview.² Ein kleines Hilfsmittel für finanziellen Überblick im Alltag ist daher das sog. Haushaltsbuch. Mehr dazu erfahren Sie hier
    Die finanzielle Planung reicht aber noch viel weiter die Gegenwart: Wieviel Geld werden die Partner:innen zum Beispiel im Alter haben? Und wie hängt das mit dem heutigen Einkommen zusammen? Und auch, wenn in glücklichen Tagen keiner gern darüber spricht: Eine mögliche Scheidung wird nur dann kein Rosenkrieg, wenn die Finanzen transparent sind.
  2. Inneren Stress reduzieren: Nicht zu wissen, was man sich leisten kann und ob man abgesichert ist, kann zudem zu Ängsten und psychischer Belastung führen. Hier hilft ebenfalls nur, dass man genau hinschaut und sich einen Überblick verschaffen kann. „Erst dann sehen wir, ob das Monster unter dem Bett, vor dem wir uns fürchten, tatsächlich ein Monster ist oder ob es eigentlich nur ein nettes Haustier ist, das gestreichelt werden will“, formuliert es Müller.
  3. Bessere Entscheidungen treffen: Das Reden über Geld hilft zudem, insgesamt die finanzielle Kompetenz zu erweitern. Das ist auch in Situationen außerhalb der Partnerschaft wichtig. Zum Beispiel bei der Gehaltsverhandlung mit der Führungskraft im Arbeitskontext, Kaufentscheidungen und -verhandlungen, dem Abschuss von Versicherungen und Krediten oder der Altersvorsorge.
  4. Gesellschaftliche Veränderung herbeiführen: Schlussendlich hat es Auswirkungen auf unsere Gesellschaft, wenn das Reden über Geld “normaler” wird. Nur dann reden wir auch mehr über Themen, die uns gesellschaftshistorisch begleiten, und können an Veränderungen arbeiten. Beispielsweise wie den immer noch bestehenden Gender-Pay-Gap – das geschlechtsspezifische Lohngefälle, in dem Männer durchschnittlich immer noch mehr verdienen als Frauen. Zudem Themen wie die bestehende drohende Altersarmut.

Über Geld sprechen – Wie fängt man damit an?

Wer das Gesprächsthema Geld bislang ausgespart hat, wird sich erst einmal schwertun, das auf einmal zu verändern. Daher ist der erste Schritt, sich selbst klarzumachen, 

a) dass finanzielle Transparenz wichtig ist

b) wie man selbst beim Thema Geld, Sparen oder Ausgeben tickt und

c) was man über die gemeinsamen Finanzen weiß, beziehungsweise mit dem/der Partner:in besprechen möchte.

Damit das Thema nicht zur Belastung für die Beziehung wird, sollte das im Alltag bereits integriert werden und nicht erst, wenn sich ein Problem ergibt. Finanzexpert:innen raten dazu, sich zu regelmäßigen Money Dates zu verabreden. Am besten in entspannter Atmosphäre und mit ausreichend Zeit. So wird das Thema zu einer gemeinsamen Routine und nicht zu einer unangenehmen Wolke, die über einem schwebt. Klar muss dabei sein, dass die Gespräche keine Kreuzverhöre werden sollen. Es geht nicht darum, den anderen zu kontrollieren oder ihm/ihr gar Vorwürfe zu machen. Es geht darum, miteinander die Zukunft zu planen und eine faire Basis dafür zu schaffen. 

Tipp: Ein bevorstehendes gemeinsames Vorhaben ist ein optimaler Start für die neue Finanztransparenz. Die Renovierung der Küche zum Beispiel: Wer hat welche Vorstellungen? Was kostet die Umsetzung dieser und wie viel Budget ist vorhanden? Wer hat vielleicht noch ein zusätzliches finanzielles Polster und könnte das einbringen? Oder muss ein Kredit her?

Unabhängig von solchen Projekten oder den regelmäßigen Money Dates sollten Geldgespräche immer dann stattfinden, wenn sich die Lebenssituation des Paares ändert: Ein Umzug in eine größere Wohnung, ein neuer Job, Familienplanung etc.

Einige wichtige Fragen, über die Paare miteinander reden sollten:

  • Wie viel Geld haben wir monatlich zur Verfügung?
  • Welche Kosten müssen wir gemeinsam stemmen?
  • Welche größeren Ausgaben stehen in Zukunft an?
  • Was können und wollen wir uns leisten?
  • Welche Wünsche haben wir als Individuen?
  • Wie viel Geld können wir auf die hohe Kante legen? Und wie?
  • Wer übernimmt die Elternzeit und wie fangen wir die Gehaltseinbuße auf?
  • Wie sind wir jeweils für das Alter abgesichert?

Transparence is key – einfach loslegen!

Ein offener Umgang mit Geld sorgt für Vertrauen in der Partnerschaft. Und je eher Sie über Geld und die damit verbundenen Fragen reden, umso besser. Nur so können Sie frühzeitig die jeweiligen Ziele, Bedürfnisse und Erwartungen des Gegenübers herausfinden und gemeinsam angehen. Und los geht’s: Verabreden Sie am besten direkt heute ihr erstes gemeinsames Money Date.


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Quellen

1

https://www.verivox.de/kredit/nachrichten/umfrage-die-haelfte-aller-paare-spricht-nicht-offen-ueber-geld-1120384/ - zuletzt aufgerufen am 11.04.2024.

2

https://www.tagesschau.de/wirtschaft/finanzen/paare-umgang-geld-finanzen-100.html - zuletzt aufgerufen am 11.04.2024. 

3

Nach dem Statistischen Bundesamt lagen die Gaspreise im ersten Halbjahr 2023 um rund 30 Prozent höher als im 2. Halbjahr 2022. https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2023/09/PD23_388_61243.html | Seite aufgerufen am 10.11.2023. 

4

https://www.heizspiegel.de/presse/pressemitteilungen/pressemitteilung/beitrag/heizkosten-2022-um-bis-zu-81-prozent-gestiegen-25058/ | Seite aufgerufen am 13.11.2023.

5

https://www.energiewechsel.de/KAENEF/Redaktion/DE/Dossier/geg-gesetz-fuer-erneuerbares-heizen.html?etcc_cmp=energiewechsel&etcc_med=sea&etcc_par=google%20ads&etcc_ctv=vwegweisergeg&et_cmp_seg4=zwide | Seite aufgerufen am 10.11.2023. 

6

Anleitungen zum Heizungsentlüften finden Sie beispielsweise bei co2online.de, intelligent-heizen.info oder heizung.de | Seite aufgerufen am 13.11.2023.