Nachhaltiger Konsum
Gesellschaftliche Verantwortung

Alte Klamotten – raus aus dem Schrank, aber zu gut für die Tonne

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Blogcover Altkleider aussortieren

60 Kleidungsstücke kauft jeder Deutsche durchschnittlich im Jahr. Und wenn der Kleiderschrank zu voll wird? Einfach in den Container? Nö. Vorher gibt es wesentlich sinnvollere Varianten, um alte Klamotten weiter zu nutzen.

Konsum ist und bleibt uns heilig. Nach einer aktuellen Studie von Consors Finanz glauben knapp 70 Prozent der Deutschen, dass wir heute allgemein mehr als in den vergangenen zehn Jahren kaufen. Für 73 Prozent steht Konsumieren für Vergnügen, 84 Prozent kaufen, um sich etwas zu gönnen. Shopping ist offenbar nach wie vor eine Art Ersatzbefriedigung. Und Klamotten stehen dabei weit oben auf der Wunschliste. Nach den jüngsten Zahlen der Europäischen Umweltagentur EUA haben die EU-Bürger zuletzt satte 19 Kilogramm Textilien pro Jahr gekauft.¹

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Quelle Grafik: https://www.eea.europa.eu/en/analysis/publications/circularity-of-the-eu-textiles-value-chain-in-numbers/textiles-infographic-estimated-consumption

Genauso gut kennen wir daher aber auch die Situation, dass der Kleiderschrank irgendwann überquillt. Oder dass der knallgelbe Pulli, der in Kauflaune so cool war, nach zweimal Tragen doch ganz weit hinten im Schrank landet. Und dann? Zeit für einen Frühjahrsputz! Aber wohin mit den alten Klamotten? Einfach ab in den Container ist aus ökologischer Sicht eher second best. Es gibt sinnvollere Wege, sich von den alten Stücken zu trennen und ihnen zugleich ein zweites Leben einzuhauchen. 

Gut erhaltene Stücke an andere weitergeben

Insbesondere, wenn Jeans, Hemd oder Jacke noch gut erhalten und tragbar sind, kann man sie relativ einfach als Kleidung im Kreislauf halten. Unterschiedliche Abnehmer sind denkbar. 

1. Spenden und Schenken 

In jeder Stadt gibt es gemeinnützige Vereine, die regelmäßig für ihre Kleiderkammern oder Sozialkaufhäuser sammeln. Auch manche Sportvereine freuen sich über ausrangierte Trainingssachen. Auf den Homepages der Organisationen oder der Kommunen findet man oft Hinweise, welche Kleidung aktuell benötigt wird.

Auch im Familien- der Freundeskreis finden sich häufig dankbare Weiternutzer – insbesondere für Kinderklamotten. Schließlich wachsen die Kids meist viel zu schnell aus den alten Sachen raus.

Apropos Kinder: Kitas oder Schulen freuen sich bisweilen ebenfalls über Kleiderspenden – für die Verkleidungskisten oder den Theaterfundus zum Beispiel. Einfach mal fragen.

2. Verkaufen

Seinen Altbestand kann man zu Geld zu machen. Über Apps wie Vinted, Sellpy, Ebay, Kleinanzeigen oder Nebenan sind digitale Kaufanzeigen mittlerweile relativ schnell im Netz. Auch größere Kleiderketten wie Zara oder Zalando haben inzwischen Secondhand-Onlineplattformen, über die sie ihre Kunden miteinander ins Geschäft bringen. Daneben gibt es natürlich den stationären Second-Hand-Handel. „Vintage-Läden“ kaufen Klamotten an – je modischer oder trendiger Look oder Marke, desto besser. Man kann sich aber natürlich auch selbst auf den Flohmarkt stellen. Das Angebot reicht vom normalen Wochenendflohmarkt in der Stadt über Midnight Bazare bis zum Mädelsflohmarkt.

Die Verkaufschancen sind übrigens gar nicht so schlecht. Nach dem aktuellen Konsumbarometer von Consors Finanz schätzen 35 Prozent der befragten Deutschen, dass inzwischen mehr Leute second hand kaufen als noch vor zehn Jahren. 

3. Tauschen

Tausche Oversize Hoody gegen Wickeljacke und Baggy Jeans gegen Joggpants. Wem seine eigenen Stücke zu langweilig geworden sind, kann ja mal in den Kleiderschränken von Freundinnen oder Kumpels „shoppen“ gehen – und mit eigenen Klamotten zahlen. In vielen Städten gibt es übrigens regelmäßig Tauschpartys, auf denen man stöbern kann.

Kaputte oder verschlissene Mode umwandeln

Die Jeans ist durchgescheuert, das T-Shirt nach der 500. Wäsche aus der Form und den Pullover haben sich die Motten geholt. Es gibt natürlich auch solche Teile, die inzwischen einfach abgetragen sind. Doch selbst dann gibt es noch Alternativen vor der Tonne.

1. Ab zum Schneider 
Alles, was noch nicht ganz kaputt oder völlig zerschlissen ist, lässt sich vielleicht noch reparieren. Flicken auf durchgesessene Jeans, coole Batches auf löchrige Ellenbogen. Und aus der Mode geratene Stücke lassen sich vielleicht mit ein paar Schnitten zu hippen Teilen umschneidern. Einige Marken oder Stores bieten übrigens inzwischen einen eigenen Repairservices an.²

2. Upcycling 

Nicht nur flicken, sondern etwas komplett Neues kreieren – darum geht es beim Upcycling. Alte Shirts werden zu Umhängetaschen, Wollpullis zu Handschuhen. Oder aber aus der Mode gekommene Schätzchen bekommen mit neuen Knöpfen, Farbe oder Applikationen frischen Wind. Anregungen findet man leicht im Internet, zum Beispiel bei Pinterest.

3. Umfunktionieren

Wenn die alten Stücke gar nicht mehr als Klamotte oder Accessoire taugen, lässt sich immerhin mit dem Rohstoff etwas zaubern. Aus Sweatshirts werden Putzlappen oder Makeup-Pads, aus Blusen Tischsets und Servietten, aus Schuhen Kunst. Im Zweifel kann man auch mal bei Kitas oder Schulen fragen, ob sie Bastelmaterial brauchen.

Erst am Ende kommt der Kleidercontainer

Sind wirklich alle Möglichkeiten ausgeschöpft, die ausrangierten Stücke weiterzugeben oder zu benutzen, gibt es immer noch den Kleidercontainer. Hier sollte man aber zum einen gut aufpassen, welche Organisation dahintersteckt. Und sich zum anderen einmal kurz informieren, was mit den Klamotten im Anschluss passiert. Dazu gibt es bald mehr in unserem Blog. 

Bewusster Konsum statt Fast Fashion 

Keine Frage, wir bummeln alle gerne durch die Geschäfte oder Onlinestores. Dadurch wächst aber automatisch der Berg an Modemüll. Zwar gibt es gute Wege, ausrangierte Stücke sinnvoll zu verwerten. Aber am Ende ist es noch ein bisschen besser, von vornherein bewusster zu kaufen. Also lieber nur die Stücke, die man wirklich länger lieben wird. Frei nach dem Motto: Konsumieren wir nur oder brauchen wir das auch? Jedes nicht gekaufte neue Paar Schuhe muss nicht produziert und transportiert werden und verursacht keinen Müll. Also – werdet kreativ!