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Photovoltaik und Balkonkraftwerk: Wann lohnt sich die Investition?

5 Minuten
Ein Mann und eine Frau stehen im Garten. Sie halten eine Solarplatte in der Hand und lächeln dabei.

Wer über den Kauf einer Photovoltaik-Anlage oder eines Balkonkraftwerks nachdenkt, stellt sich zwangsläufig die Frage nach der Amortisation: Wann gleichen sich die Kosten durch eingesparte Stromkosten und mögliche Einnahmen aus der Einspeisevergütung aus? In diesem Artikel erfährst du, warum die Amortisation bei der Entscheidung für eine Solaranlage eine zentrale Rolle spielt und wie du sie berechnest.

Photovoltaik und Balkonkraftwerke sind längst auch für Privatpersonen attraktiv geworden: Im ersten Halbjahr 2025 waren in Deutschland insgesamt 107,5 Gigawatt Solarstromleistung¹ installiert – davon rund 38 Prozent auf Eigenheimen und etwa ein Prozent auf Balkonen (Quelle: Bundesverband für Solarwirtschaft²). Ein erheblicher Teil der Photovoltaikanlagen in Deutschland wird von Privatpersonen betrieben.

Mehr als ein Drittel der Solarstromproduzenten sind private Haushalte, die in ihre eigene Energieversorgung investieren. Für ein Balkonkraftwerk mit Speicher beginnen die Kosten bei etwa 1.000 Euro, eine PV-Anlage auf dem Dach kostet meist einen fünfstelligen Betrag. Die zentrale Frage lautet daher: Wann amortisieren sich diese Investitionen durch eingesparte Stromkosten und mögliche Einnahmen? Genau diesen Aspekt – die Amortisation – haben wir näher beleuchtet.

Was genau heißt Amortisation?

Eine Anschaffung hat sich amortisiert, wenn die Ausgaben durch Einsparungen oder Einnahmen abbezahlt sind. Je kürzer die Amortisationszeit, desto früher beginnt der wirtschaftliche Gewinn. Kostet ein Solarbank-Balkonspeicher-Set beispielsweise 1.400 Euro, man spart durch dieses dann rund 200 Euro im Jahr, wäre das System nach sieben Jahren abbezahlt bzw. zurückverdient. Danach arbeitet das System nur noch gewinnbringend.

Welche Faktoren spielen bei der Amortisation einer PV-Anlage oder eines Balkonkraftwerks eine Rolle?

Allgemeine Aussagen oder Annäherungswerte sind schwer zu benennen. Es hängt immer vom konkreten Einzelfall ab, wann die Ausgaben wieder drin sind. Dabei beeinflussen folgende Faktoren die Amortisation:

  • Anschaffungskosten und Speicher: Wie teuer waren Anlage und ein möglicher Speicher? Wie viel Solarstrom kann die Anlage produzieren?
  • Strompreis-Entwicklung: Wie hoch sind die aktuellen Strompreise und wie werden sie sich in den kommenden Jahren entwickeln?
  • Eigenverbrauchsanteil: Wie hoch ist der eigene Stromverbrauch und wie viel kann davon durch Anlage und Speicher abgedeckt werden?
  • Einspeisevergütung: Wie hoch sind Einnahmen aus der Einspeisevergütung?³
  • Lokale Förderprogramme: Gibt es eventuell noch staatliche Fördermittel für den Kauf der Anlage?⁴

Tipp: Amortisationszeit mit Online-Rechner berechnen 

Die Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin (HTW) hat einen „Stecker-Solar-Simulator“ entwickelt, mit dem jeder die Amortisationszeit eines Balkonkraftwerks relativ einfach selbst berechnen kann. Beispiel: Ein Ehepaar, das für seine Wohnung ein Balkonkraftwerk ohne Speicher für 770 Euro kaufen möchte. Die Module und Wechselrichter haben eine Leistung von 800 Watt und das Gerät soll in Südausrichtung mit einem Winkel von 90 Grad angebracht werden. Derzeit verbrauchen die beiden 2.100 kWh pro Jahr mit einem Strompreis von aktuell 33 Cent. 

➡️ Ergebnis laut Stecker-Solar-Simulator: Die Amortisationszeit beträgt acht Jahre.⁵

Wie kann man die Amortisation beschleunigen?

1. Eigenverbrauch steigern: Ein wesentlicher Faktor ist der eigene Stromverbrauch. Je mehr Solarenergie man nutzen kann, desto niedriger wird die externe Stromrechnung – und der Spareffekt steigt. Daher: Stromintensive Geräte (wie z.B. Waschmaschine) nutzen, wenn die Sonne scheint.

2. E-Auto zu Hause laden: Wer zudem ein E-Auto zu Hause laden kann, nutzt insbesondere bei großen Anlagen das Potenzial komplett aus.

3. Speicher nachrüsten: In dem Zusammenhang sollte man auch die Anschaffung eines Speichers durchdenken. Der erhöht zwar erst einmal den Kaufpreis, kann aber auch dafür sorgen, dass man mehr eigenen Strom nutzen kann. In dem Fall ist die Amortisationszeit sogar kürzer. 

4. Ausrichtung und Leistung optimieren: Wer merkt, dass äußere Faktoren wie geringere Sonnenstände oder unvermeidbare Schattierungen den Solarinput bereits stark minimieren und das angegebene Potenzial der Solarpaneele daher nicht abgerufen werden kann, sollte über neuere oder zusätzliche Paneele oder gar eine Versetzung des Installationsorts bedenken.

5. Pflege & Wartung: Natürlich hilft auch eine gute Pflege der Anlage: Sichtkontrollen, Reinigung und Wartungen erhöhen die Lebensdauer und die Leistungsfähigkeit und damit den wirtschaftlichen Vorteil.

Was bedeutet die Lebensdauer für die Amortisation einer Solaranlage? 

Die Lebensdauer einer Photovoltaik-Anlage oder eines Balkonkraftwerks beeinflusst zwar nicht direkt deren Amortisation, spielt aber für die langfristige Wirtschaftlichkeit eine entscheidende Rolle. Je länger die Anlage zuverlässig Strom produziert, desto größer ist der finanzielle Vorteil nach der Amortisationszeit. Idealerweise hält die Solaranlage deutlich länger als die Zeit, die benötigt wird, um die Investitionskosten auszugleichen.

Bei großen PV-Anlagen lohnt sich ein genauer Blick auf die einzelnen Komponenten:

  • Module: Hersteller garantieren Leistungen bis zu 30 Jahren, wobei die Effizienz langsam abnimmt.
  • Wechselrichter: Die typische Lebensdauer liegt bei zehn bis 15 Jahren.⁶ Ein Austausch während der Betriebszeit ist einzuplanen.

Wer die eigene Solaranlage über Jahrzehnte betreibt, sollte diese Kosten bei der Berechnung der Amortisation berücksichtigen, um den tatsächlichen wirtschaftlichen Nutzen realistisch einzuschätzen.

Fazit: Amortisation ist wichtig, aber nicht alles

Der finanzielle Aspekt spielt bei der Entscheidung für eine Photovoltaik-Anlage oder ein Balkonkraftwerk immer eine wichtige Rolle. Zunächst muss die Investition finanziell stemmbar sein. Wer jedoch mittel- oder langfristig mit der eigenen PV-Anlage Stromkosten senkt oder sogar zusätzlich etwas verdienen kann, profitiert doppelt. Private Solarstromproduzent:innen gewinnen in jedem Fall: Sie machen sich unabhängiger von steigenden Energiepreisen und tragen aktiv zur Energiewende bei.

Hinweise

1

https://www.pv-magazine.de/2025/07/04/haelfte-des-photovoltaik-zubauziels-von-215-gigawatt-bis-2030-erreicht/#:~:text=Der%20Bundesverband%20Solarwirtschaft%20hat%20die%20Zahlen%20ausgewertet,Photovoltaik%2DLeistung%20von%20etwas%20mehr%20als%20107%2C5%20Gigawatt. (zuletzt aufgerufen am 11.12.2025).

2

rund 29 Prozent ist darüber hinaus auf Firmendächern, 32 Prozent auf Freiflächen installiert: www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/solaranlagen-deutschland-100.html (zuletzt aufgerufen am 11.12.2025).

3

Dieser Faktor trifft nur bei der PV-Anlage zu, nicht bei einem Balkonkraftwerk.

4

Die Anschaffung von PV-Anlagen, Solarstromspeichern oder Wallboxen wird derzeit vor allem durch kommunale Förderprogramme gesponsert. Gemeint sind Zuschüsse, die Städte und Gemeinden für ihr Gebiet beschlossen haben. Am besten, man fragt direkt bei seiner eigenen Gemeinde nach, ob es bzw. welche Programme es gibt.

5

Dieses Beispiel ist zum Stand des 11.12.2025 berechnet worden.

6

https://www.computerbild.de/artikel/cb-Haus-Garten-Energie-Lebensdauer-Photovoltaik-Solaranlage-34009445.html (zuletzt aufgerufen am 11.12.2025).

Wichtig: Von der Lebensdauer weichen die Garantien, die Hersteller geben, in der Regel ab. Für PV-Module gibt es meist 5 bis 15 Jahre Garantie, für Wechselrichter sind es meist 2 bis 5 Jahre.